Historie

1945-49: Die deutsche Besatzungszone

Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs und der Zerschlagung des Nazi-Regimes galt zunächst von 1945 bis 1949 das Besatzungsrecht der Militärgouverneure, später der Hohen Kommissare des Alliierten Kontrollrats. Deutschland wurde durch die Besatzungsmächte in vier Sektoren unterteilt. Die Sektoren der Westalliierten (USA, Vereinigtes Königreich und Frankreich) bildeten den westlichen Teil, der Sektor der Sowjetunion den Ostteil. Berlin war der Hauptsitz der Besatzungsmächte und lag in der sogenannten „Ostzone“. Zunehmende politische Differenzen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion führten zu einer wirtschaftlichen Blockade West-Berlins, die jedoch durch die „Luftbrücke“ (Juni 1948-Mai 1949) der Westalliierten überwunden werden konnte.

After the end of World War II and the destruction of the Nazi regime, Germany was ruled by military governors from 1945 to 1949 and later by the High Commissioners of the Allied Control Council. Germany was split up into four sectors. The sectors of the Western Allies (USA, Great Britain and France) constituted the Western Sector, the Soviet territory made up the Eastern Sector. Berlin was the headquarters of the occupying powers and was situated within the so-called “Eastern Zone”. Increasing political differences between the Western Allies and the Soviet Union led to an economic blockade of West Berlin which was thwarted by the airlift of the Western Allies between June 1948 and May 1949.

1949: Der „Kalte Krieg" / The Cold War

Willy Brandt vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Willy Brandt vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Westen und der Deutschen Demokratischen Republik - DDR - im Osten  wurde das Land 1949 geteilt. Die Spannungen zwischen Ost und West führten zum „Kalten Krieg“ und erfassten Berlin besonders heftig. Zum Regierungssitz der Bundesrepublik wurde (anfangs allerdings provisorisch) Bonn gewählt, während Ost-Berlin zur Hauptstadt der DDR ernannt wurde.  

The founding of the Federal Republic of Germany (BRD) in the West and of the German Democratic Republic (GDR) in the East meant that the country was divided in 1949. Tensions between East and West grew and led to the Cold War which had severe repercussions on Berlin. The seat of government of the Federal Republic was (at first provisionally) installed in Bonn whereas East Berlin became the capital of the GDR.

1958: "Berlin-Krise" / "The Berlin crisis"

Ein Bild, das um die Welt ging: Am Checkpoint Charlie in Berlin stehen sich amerikanische und sowjetische Panzer sozusagen auf Tuchfühlung gegenüber. Ein Bild, das um die Welt ging: Am Checkpoint Charlie in Berlin stehen sich amerikanische und sowjetische Panzer sozusagen auf Tuchfühlung gegenüber.

Der Ost-West-Konflikt gipfelte in der „Berlin-Krise“ 1958, als Sowjet-Regierungschef Chruschtschow dem Westen und dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer sowie seinem Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß vorwarf, die atomare Bewaffnung der Bundeswehr voranzutreiben und forderte, dass Berlin eine freie Stadt und die DDR als eigener Staat anerkannt werden müsse; sein Ziel war die Eingliederung Berlins in die DDR. Dies lehnte der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin (West), Willy Brandt, entschieden ab. Chruschtschow setzte ein Ultimatum, drohte sogar mit einem Krieg, an dem sich alle Mitglieder des Warschauer Paktes beteiligen würden. Der – nach Eisenhower – neu gewählte US-Präsident John F. Kennedy konterte im Juli 1961 Chruschtschows erneut formuliertes „Berlin-Ultimatum“ mit der Forderung nach einem freien Zugang der Westmächte nach Berlin, des unantastbaren Rechts der Westmächte auf Anwesenheit in ihren jeweiligen Sektoren West-Berlins und der Wahrung der Sicherheit und Rechte der Bürger West-Berlins durch die westlichen Besatzungsmächte. 

The East-West conflict culminated in the Berlin Crisis of 1958 when Soviet Premier Khrushchev accused the West and the then West German Chancellor Konrad Adenauer and his Minister of Defence Franz-Josef Strauß of seeking to equip West German armed forces with nuclear weapons. He demanded that Berlin be made a free city and that the GDR be recognized as a sovereign state. His aim was to annex Berlin into the GDR. West Berlin’s Mayor Willy Brandt rejected this plan outright. Khrushchev set an ultimatum, threatened war and the involvement of the entire Warsaw Pact. In July 1961, John F. Kennedy, Eisenhower’s successor as US President, countered Khrushchev’s newly issued ultimatum with the demand for free access of the Western powers to Berlin, the inalienable right to be present in their respective occupation zone and the protection of the rights and safety of West Berlin’s citizens by the Western occupying powers.

1961: Der Mauerbau / The Berlin Wall

Die Flucht-Bewegung der Menschen von Ost- nach West-Berlin schwoll unterdessen immer mehr an. Um dies zu verhindern, wurde am 13. August 1961 die „Berliner Mauer“ quer durch Berlin erbaut. Die beiden Teile der Stadt waren nun komplett voneinander getrennt und nur an bestimmten Kontrollpunkten, wie dem „Checkpoint Charlie“, gab es noch Übergänge – allerdings nicht für die Bürger der DDR.  

By that time, the number of people fleeing from East to West Berlin was increasing dramatically. To put an end to emigration, on August 13 1961 the Berlin Wall was erected. Both parts of Berlin were now separated from each other. Passing was possible only at certain checkpoints, as for instance Checkpoint Charlie, though only for people from West Berlin.

Exkurs: DIE STÄNDIGE VERTRETUNG / Excursus: The Permanent Mission

Exkurs: DIE STÄNDIGE VERTRETUNG / Excursus:  The Permanent Mission

Als Ständige Vertretung (StäV) bezeichnet man Institutionen, die die Funktionen einer Botschaft erfüllen, wenn die Einrichtung einer „echten“ Botschaft nicht möglich ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Ständige Vertretung sich in einem Land befindet, das von dem Staat, der die Ständige Vertretung unterhält, nicht offiziell anerkannt wird, oder ihre Botschaftsfunktion nicht in einem souveränen Staat, sondern in einer internationalen Organisation (UNO, EU) ausübt.

Institutions which perform the duties of an embassy at times when the establishment of a “real” embassy is not possible are called Permanent Mission (Ständige Vertretung / StäV). This applies, for instance, when the Permanent Mission is located in a country which is not officially recognized or functions as an embassy not in a sovereign state but rather in an international organization (UNO, EU).

Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eröffneten am 2. Mai 1974 in Bonn bzw. Ost-Berlin Ständige Vertretungen, da die Bundesrepublik Deutschland die DDR völkerrechtlich nicht als Ausland anerkannte. Basis dieser Einrichtungen war der Grundlagenvertrag von 1972. Die Vertretungen hatten bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 Bestand. 

On May 2 1974, the governments of the Federal Republic of Germany and of the GDR respectively opened Permanent Missions in Bonn and East Berlin since the Federal Republic did not recognize the GDR as a sovereign country according to international law. The foundations for these institutions were established by the Basic Treaty in 1972. The Permanent Missions existed until German unification on October 3 1990.

1989: Mauerfall / The Fall of the Berlin Wall

1989: Mauerfall / The Fall of the Berlin Wall

1989 kam es zur sogenannten „Wende“, die Mauer fiel und am 3. Oktober 1990 (Nationalfeiertag) kam es zur Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands und die DDR trat dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei.

In 1989, the so-called “Wende” (German for ‘turning point’) took place: Communism collapsed and the wall was opened. Germany was reunited on October 3 1990 (now a national holiday). The GDR acceded to the area of application of the Basic Law of the Federal Republic.

1991: Die Umzugsdebatte Bonn-Berlin beginnt / The great public debate about moving the seat of government from Bonn to Berlin begins.

Mit der Umzugsdebatte beginnt auch die Erfolgsgeschichte der Gastronomen Friedel Drautzburg und Harald Grunert. Beide waren sehr umtriebige und bekannte Bonner, die in ihren gastronomischen Betrieben viele Prominente aus Politik, Kultur und Gesellschaft zu ihren Gästen zählten.

This is where the success story of the restaurateurs Friedel Drautzburg and Harald Grunert begins. Both were innovative and well-known in the Bonn scene. All kinds of VIPs from politics, culture and entertainment regularly frequented their pubs.

Horst Ehmke kommentierte die Bonner Protestbewegung:

„Ein nie für möglich gehaltenes parteiübergreifendes Gemeinschaftsgefühl ergriff eine ganze Region. Die öffentliche Meinung nahm Notiz. Die Debatte wurde lebhafter und verschärfte sich von Tag zu Tag... Nach vierzig Jahren schimpfte man plötzlich über die »kleine Stadt am Rhein«, als sei ein kollektiver Gedächtnisschwund über weite Teile des Landes gekommen. Friedel Drautzburg war als Gründungsmitglied von »Ja zu Bonn« und später Sprecher der Initiative vom ersten Tag an dabei. Wie kaum einem anderen gelang es ihm, das Anliegen der Bonner zu transportieren. Plötzlich wurde der Alt-68er in Bonn stadtbekannt. Noch Ende 1997 schrieb der »Spiegel«: ‚Kein Wunder, dass der wortmächtige Alt-Linke mit seinen Aktivitäten rasch den tonangebenden rheinischen Klüngel begeisterte. Bis dahin hatte das alteingesessene Bonner Establishment den aus der Eifel Zugereisten eher links liegengelassen. Auf den Bonner Barrikaden mutierte der Bürgerschreck zum Liebling der Bürger und zum gefeierten Helden der Lokalmedien. Der Gastronom, der zu seinen Stammgästen Politiker, Künstler und Journalisten zählt, organisierte Protestversammlungen, sammelte Geld und Unterschriften, schaltete Zeitungsannoncen, trat in Talk-Shows auf.‘ Drautzburg gehört zu denen, die Entscheidungen akzeptieren, aber nicht aufgeben. Mit der Ständigen Vertretung® hat er zusammen mit seinem Freund und Partner Harald Grunert eine Botschaft Bonns in Berlin aufgebaut. Hier wird nicht nur eine Region präsentiert.“

Horst Ehmke comments the Bonn protest movement:

“An unprecedented cross-party sense of community took hold of an entire region. Public opinion took notice. The debate became more lively and heated by the day. After 40 years,  people suddenly began to badmouth ‘the small town on the Rhine’, as if collective amnesia had afflicted large parts of the country. Friedel Drautzburg as a founding member of the ‘Yes to Bonn’ movement and later the initiative’s spokesman was involved right from day one. His ability to get Bonn’s message across was phenomenal. Suddenly, the former 1968 activist was known all over the city. DER SPIEGEL wrote in late 1997: ‘It’s not surprising that the highly articulate former leftwing activist quickly gained the support of the Rhenish establishment. Until then the Bonn establishment had rather ignored the newcomer from the Eifel region. The anti-establishment figure on the Bonn barricades won the hearts of ordinary people and became a celebrated figure in the local media. The restaurateur whose pubs are regularly frequented by politicians, artists and journalists, organised protest rallies, collected money and signatures, ran newspaper ads and appeared in talk shows.’ Drautzburg is a man who accepts decisions but never gives up. With the StäV® he and his friend and partner Harald Grunert have built up an embassy for Bonn in Berlin. Here, they represent not only a region.”

DER SPIEGEL, 07/2006

„Doch irgendwann kam ihm die Erkenntnis, dass ihm sein Revolutionsgeist viel Ruhm einbringt und wenig Reichtum. Es war der Moment, als der Geschäftssinn über das Heimatbewusstsein triumphierte. "Die Bonner Beamten mussten doch nicht auch noch bei Berliner Wirten Bier trinken", sagt Drautzburg. Im September 1997 war es so weit, er eröffnete seine neue Kneipe, die "Ständige Vertretung" in Berlin. Drautzburg bereut den Entschluss nicht. Er steht am Tresen seiner Kneipe, um ihn herum schwirren seine Kellner, das Kölsch saugt sich in die Bierdeckel der Gäste. "Das war ein richtiger Wurf", sagt er über seine Geschäftsidee.“

1997: Gründung der StäV in Berlin / The Founding of the StäV in Berlin

So gründeten Friedel Drautzburg und Harald Grunert in Berlin in der Nähe des Regierungssitzes als auch strategisch inmitten der neu entstehenden Zentren der Medien ein Lokal mit dem Namen „Ständige Vertretung®“ (StäV®). Sie brachten den Berlinern eine neue Gastrokultur, und den vielen zugezogenen Rheinländern boten sie ein Stück Heimat in der Fremde: Kölsch, Himmel un Äd, rheinischen Sauerbraten und die legendären Flammekuchen. Viele Politiker bedankten sich bei den Gastronomen und hielten ihnen von Anfang an bis heute die Treue. Ob Bundespräsident oder Bundeskanzler, Minister oder Abgeordneter – alle waren sie bereits in der StäV®.

This is how Friedel Drautzburg and Harald Grunert set up a pub called the “Ständige Vertretung” (StäV®), literally the “Permanent Mission”, close to the seat of government as well as in the centre of the rapidly expanding media scene. They introduced the Berliners to a new gastronomic culture as well as providing a feeling of back home for the many Rhinelanders who had to move to Berlin. Many politicians expressed their gratitude to both restaurateurs and have remained regular customers right up to the present. Be they Federal President or Chancellor, ministers or deputies of the German Parliament – they have all visited the StäV® which in the meantime has evolved into Berlin’s top meeting place for politicians and journalists.

Es entstehen überall StäVs / StäV®s spring up all over the place

Im Laufe der Jahre gab es viele Nachahmer, doch keine Kopie reichte an das Original heran. Friedel Drautzburg und Harald Grunert sind inzwischen selbst bekannte Persönlichkeiten geworden. Das von ihnen entwickelte Gastro-Konzept Ständige Vertretung® (StäV®) bauten sie als Lizenz für „Zweigstellen der politischen Gastronomie“ auf. Inzwischen wurden in Landeshauptstädten wie Hannover und Bremen StäV®s gegründet, ebenso auf dem Köln Bonn Airport und am Rudolfplatz in Köln. Und irgendwann wird wohl auch auf dem Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) eine StäV® eröffnet. Weitere StäV®s sind geplant: In vielen Städten werden entsprechende Lokalitäten und geeignete Betreiber gesucht.

Over the past years, there have been many attempts to copy the StäV®. None of them has been a match to the original. Drautzburg and Grunert themselves have become well-known figures. Today, their concept of the StäV® has developed into a licence for "branches of political gastronomy". So far, StäV® branches have been established in the state capitals of Hanover and Bremen, also at the Cologne Bonn Airport and in the city of Cologne, on Rudolfplatz. Soon, a second StäV® will open in Berlin at the major airport Berlin-Brandenburg (BER). This is just the beginning of a whole series of new StäV®s: In many other cities, appropriate localities and apt licensees are being sought.